Zivilschutz in Deutschland - Krankenhäuser noch nicht ausreichend vorbereitet
Krankenhäuser spielen im Zivilschutzfall eine zentrale Rolle - das Bewusstsein dafür wächst mit dem Ukraine-Krieg auch in Deutschland. Eine Recherche von meinem Kollegen Nils Naber und mir hat gezeigt: Viele Kliniken sind nicht ausreichend auf den Ernstfall vorbereitet.
Was Krieg für die medizinische Versorgung bedeutet, erlebt die Dortmunder Oberärztin Diana Podolska seit ungefähr zwei Jahren immer wieder unmittelbar. "Ich konnte mir das auch nicht gut vorstellen, bevor ich in die Ukraine gegangen bin." Sie ist regelmäßig freiwillig nahe der Front in sogenannten Stabilisierungspunkten im Einsatz. Sie versorgt verwundete Soldaten, damit sie lebend ein Krankenhaus erreichen. "Das sind alles junge Menschen mit schrecklichen Verwundungen." Für ihre Tätigkeit nimmt sie sich in Dortmund Urlaub. Geld erhält sie dafür nicht. Sie will helfen, weil sie sich mit der Ukraine verbunden fühlt, in der sie geboren und aufgewachsen ist.
Seit der Invasion Russlands in der Ukraine im Februar 2022 wird auch in Deutschland darüber nachgedacht, wie sich eine militärische Eskalation auswirken würde. Eine zentrale Bedeutung haben in einem solchen Zivilschutzfall die Krankenhäuser, wo Verwundete und Kranke versorgt werden. Einer NDR-Recherche zufolge sind viele Kliniken noch nicht auf solch ein Szenario vorbereitet, das bis vor Kurzem für viele Menschen schlicht undenkbar war.
Frischwasserversorgung wird oft nicht bedacht
Angeschrieben wurden alle Kliniken in Norddeutschland mit mehr als 100 Betten. Etwa ein Viertel nahm an der Erhebung teil und gab Auskunft. Einige große Kliniken verweigerten die Antwort unter anderem mit dem Verweis auf sicherheitsrelevante Informationen, die man nicht preisgeben wolle. Die Angaben der Kliniken werden jedoch anonymisiert veröffentlicht.
An eine mögliche Unterbrechung der Frischwasserversorgung hatte man beispielsweise viele Jahre nicht denken müssen. Die meisten Krankenhäuser (41 Prozent), die an der NDR-Umfrage teilgenommen haben, konnten daher nicht angeben, wie lange in diesem Fall die Reserven reichen würden. Dagegen ist beispielsweise die Notromversorgung in vielen Häusern gesichert. Wohl auch, weil es für diesen Bereich Vorgaben gibt: Größere Kliniken müssen im Falle eines Stromausfalls die Versorgung 72-Stunden aufrechterhalten können.
Keller zu Schutzräumen?
Nur 20 Prozent der Kliniken, die auf unsere Umfrage geantwortet haben, wollen beispielsweise in den kommenden fünf Jahren die Gebäude so verbessern, dass sie im Verteidigungsfall sicherer sind. Dabei sind Räume, die beispielsweise unter der Erde vor Angriffen schützen, in der Ukraine extrem wichtig, um verwundete Soldaten zu versorgen.