Mehr Schutz für Offshore-Windparks gefordert
Offshore-Windparks könnten zum Ziel von Sabotage werden. Bisher sind die Betreiber selbst für den Schutz zuständig. Experten fordern: Der Staat muss mehr Verantwortung übernehmen.
Seit Monaten werden in der Ostsee Gaspipelines, Strom- und Datenkabel zerstört. Auffällig häufig in der Nähe: Schiffe der russischen Schattenflotte. Auch auf Offshore-Windparks könnte es Angriffe geben - auch von staatlichen Akteuren. Bisher sind die privaten Betreiber für den Schutz der Windparks zuständig.
Eine unlösbare Aufgabe, sollten staatliche Akteure aus dem Ausland angreifen. Dafür braucht es neue Strategien. "Es muss verstanden werden, dass aus russischer Perspektive klar kommuniziert wird, dass man sich hier bereits in einem strategischen Konflikt mit Europa, der NATO und somit auch der Bundesrepublik Deutschland befindet", sagt Julian Pawlak von der Universität der Bundeswehr in Hamburg.
Autokraten wie Putin hätten ein Interesse daran, Unsicherheit bei Investoren zu streuen. Das sagt der Geschäftsführer des Bundesverbands Windenergie Offshore e.V. Stefan Thimm in der Berliner Geschäftsstelle mit Blick auf die Spree. Der hybride Krieg dürfe auf keinen Fall dazu führen, weniger schnell energieautark zu werden.
Daten sammeln, Lagebild erstellen und die militärische Verteidigung erleichtern: Auch dafür eignen sich Windparks, erklärt Julian Pawlak, Experte für maritime Sicherheit an der Universität der Bundeswehr Hamburg. Man könne die Windkraftanlagen nutzen, um zu beobachten, was rund um die Windparks unter, über und auf dem Wasser passiere. Zum Beispiel, wenn Sonargeräte unter Wasser an die Fundamente der Windräder angebracht werden. Aktuell warnen solche Geräte U-Boote vor einer Kollision mit dem Windrad.
Sie könnten aber auch genutzt werden, um Signale zu empfangen und feindliche U-Boote zu identifizieren. Sensoren in den Maschinenhäusern der Windräder, die aktuell Vögel identifizieren, lassen sich auch nutzen, um feindliche Drohnen zu erkennen und dann abwehren zu können.
Start-up-Gründerin Engelhard entwickelt unbemannte Boote, mit denen sich potenziell Windparks schützen lassen. Sie ist davon überzeugt, dass der Einsatz ihrer Boote nicht nur die Stromproduktion in Nord- und Ostsee, sondern auch die Anrainerstaaten selbst besser schützt. Sollten solche Boote in mehreren Windparks zum Einsatz kommen, dann entstehe ein Vorposten, der die gesamte Küstenlinie schütze.